Communio-Ekklesiologie

Communio-Ekklesiologie
   ”Communio“ (griech. Koinonia “, deutsch Gemeinschaft) bezeichnet in der altchristlichen Theologie die Teilhabe der Glaubenden an den von Gott geschenkten Heilsgütern, die dadurch entstehende Gemeinschaft der Glaubenden u. die gnadenhafte Gemeinschaft mit Gott. Die Verwirklichung dieser ”Communio“ beruht auf dem Liebeswillen Gottes des Vaters durch seinen Logos u. in seinem Heiligen Geist; ihr Inbegriff ist die eucharistische Kommunion, die (von Paulus her: Essen von dem einen Brot, 1 Kor 10, 17) kirchenkonstitutive Bedeutung hat. In der synodalen Kirchenpraxis der ersten Jhh. u. in den orthodoxen Ostkirchen bis heute findet diese C.-E. ihre institutionelle Gestalt. Die Erneuerung der Ekklesiologie durch das II. Vaticanum im Rückgriff auf die Ursprungstradition fand Ausdruck in der Bezeichnung der Kirche als ”Zeichen u. Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit“ (LG 1 ), u. darin, daß die Kirche selber als ”Communio“ charakterisiert wird, um damit die ursprüngliche Einheit (im Unterschied zu juridischer Uniformität) u. Gleichheit (die Unterschiede von Klerus u. Laien übergreifend) aller in der Kirche zu bekennen. (Zum ökumenischen Aspekt: Einheit der Kirche .) Diese C.-E. leidet sehr gravierend an zwei Fehlentwicklungen: a) Noch zur Zeit des Konzils wurde durch ängstliche Eingriffe der kirchlichen Autorität in die Texte der Begriff ”Communio“ an manchen Stellen verändert zu ”Communio hierarchica“, also zu einer Gemeinschaft von Ungleichen (so auch im CIC von 1983); b) kath. Dogmatiker erklärten die kirchliche ”Communio“ zum Abbild der göttlichen Trinität; sie scheuten sich nicht, unter Ignorierung des strikten Ein-Gott-Glaubens Jesu (Monotheismus) von Gott als einer Gemeinschaft dreier Subjekte oder einer Personenkommunität zu sprechen. Abgesehen von diesem tritheistischen Irrweg kann interessebedingt die Redeweise von Gott als Kommunität u. so als idealem Urbild der Kirche dazu dienen, unter Hinweis auf den Gehorsam des Gottessohnes Forderungen nach Mitsprache aller in der Kirche usw. ideologisch abzuweisen.

Neues Theologisches Wörterbuch. . 2012.

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